05.07.2019 von Niels Lüdemann

Was machen neuländerInnen, wenn sie zweieinhalb Monate haben, um einen Stand für die Breminale auf die Beine zu stellen? In diesem Post verraten wir, wie wir uns auf der Breminale eingebracht haben und was Flipdots damit zu tun haben.

Relativ kurzfristig vor der Breminale wurde an neuland die Anfrage heran getragen, ob wir uns mit einem Stand an dem Festival beteiligen möchten. Der Vorschlag seitens der Veranstalter war, dass wir ein Retro-Videospiel präsentieren. Das Projekt hat in der Firma schnell Anklang gefunden und bei uns sprudelten die Ideen.

Unser Kollege Michael Geers hat im letzten Jahr auf der neuland.conf 2018 über Flipdot-Displays gesprochen. Der Vortrag hat viele unserer Hardware-affinen Nerds so nachhaltig geprägt, dass wir uns dazu entschlossen, etwas mit einem Flipdot-Display zu machen.

Ein Flipdot-Display ist ein elektromagnetisch-mechanisches Display, bei dem kleine magnetische Plättchen die einzelnen Pixel bilden. Die Plättchen sind auf einer Seite schwarz und auf der anderen Seite weiß. Ein Elektromagnet hinter jedem Plättchen sorgt dafür, dass sich das Plättchen entweder auf die eine oder die andere Seite dreht und das Pixel somit entweder schwarz oder weiß ist. Diese Technik wurde früher häufig für Anzeigetafeln an Bahnhöfen oder in Bussen eingesetzt - was könnte mehr Retro sein?

Die Idee

Jetzt stellten sich noch zwei Fragen: Welches Retro-Spiel sollen wir als Vorlage nehmen? Und wie groß muss das Flipdot-Display sein, damit wir das Spiel darauf abbilden können? Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Spiel, welches sich an Tetris orientiert, gut auf dem Display darstellen lässt. Bei der Größe einigten wir uns auf: "So groß wie möglich."

Damit war die Idee für unser Retro-Computerspiel "dots:::" geboren. Für die Umsetzung musste allerdings noch einiges getan werden: Wir mussten 25 Flipdotmodule bestellen, diese zu einem großen Display zusammenschrauben und verkabeln, eine eigene Spielesoftware schreiben und anschließend auch noch etwas Zeit zum Testspielen einplanen. Und das alles musste in zweieinhalb Monaten passieren. Ein sportliches Vorhaben, aber letztendlich waren alle Beteiligten so begeistert von der Idee, dass wir es unbedingt schaffen wollten. Damit war der Startschuss gefallen.

Die Umsetzung

Weil die Module für das Display aus dem nahen europäischen Ausland bestellt werden mussten, nahmen wir als Erstes das Programmieren der Spiele-Software in Angriff. Damit wir unseren Fortschritt bei der Spieleentwicklung sofort sehen, programmierten wir zunächst einen Emulator für das Display. Dieser Emulator simuliert die einzelnen Dots des Displays und gibt sie auf einem normalen Computerbildschirm aus. Danach ging es darum, die Logik des Computerspielklassikers in JavaScript-Code zu gießen und die digitalen Spielsteine in eine Repräsentation umzuwandeln, die auf dem Flipdot-Display angezeigt werden kann. Für diese Arbeit saßen wir mit einer kleinen Runde von KollegInnen zusammen und schraubten bei einer Pizza und Kaltgetränken am Code. Damit es zu keinen bösen Überraschungen auf der Breminale kommen konnte, achteten wir von Anfang an auf eine gute Testabdeckung und eine sorgfältige Programmierung.

Nach mehreren Wochen, als die ersten dots:::-Spielsteine über unsere Computermonitore liefen, wurden die Flipdotmodule geliefert. Noch bevor wir alles verkabeln konnten, musste sichergestellt sein, dass die Ansteuerung der Module funktioniert. Dazu haben wir unseren eigenen Treiber geschrieben, der dafür sorgt, dass die Datenrepräsentation der Spielsteine in Signale umcodiert wird, welche das Flipdot-Display versteht. Zu dieser Zeit haben wir uns auch Gedanken darüber gemacht, wie wir die einzelnen Flipdotmodule aneinander montiert bekommen. Letztendlich haben wir uns dazu entschieden, dass wir besser nur die Software bauen und die Konstruktion eines Rahmens, auf den die einzelnen Flipdotmodule montiert werden, Profis überlassen.

Vier Wochen vor der Breminale stand das fertige Flipdot-Display, bestehend aus 24 Modulen à 392 Flipdots, mit einer Bildschirmdiagonale von 84 Zoll und insgesamt 9.408 "Pixeln" in einem Loft unseres Büros. Das Display wird über einen Raspberry Pi angesteuert, auf dem auch die Software läuft, die wir programmiert haben. Endlich konnten wir unser Spiel auf der Hardware testen, für die es von Anfang an entwickelt wurde.

Jetzt kam der Teil der Arbeit, auf den alle gewartet hatten: Das Probespielen. Bei unseren Tests fielen noch einige Kleinigkeiten auf. Wir feilten weiter an der Mehrspielermechanik, perfektionierten die Animationen und testeten unterschiedliche Controller. Am Ende waren wir dann weitestgehend zufrieden mit unserem Mehrspieler-Dotsspiel, das nicht nur Spaß macht, sondern auch auf einem wirklich speziellen und faszinierenden Display läuft.

Standgestaltung

Neben dem eigentlichen Spiel wollten wir uns auch bei der Standgestaltung kreativ ausleben. Die Idee war, die Atmosphäre aus unseren Büros auf die Breminale zu bringen: Wir rollten den roten Teppich, den wir auch in unseren Büros liegen haben, auf dem Festival aus und auch die Sitzsäcke, die an vielen Ecken unserer Lofts stehen, wurden mitgenommen. Die Sofas, die wir aus unserem Büro entführten, garantierten schlussendlich die richtige "Couch Gaming Atmosphäre" an unserem Stand.

Auf der Breminale

Die ersten Tage auf der Breminale sind bereits angelaufen und wir haben schon viele tolle Reaktionen auf unser dots::: Spiel erhalten. Wir sind begeistert, wie viel positive Reaktionen wir jetzt schon bekommen haben und hoffen, dass wir noch viele weitere Menschen begeistern können.

Die Breminale läuft noch bis zum Sonntag, den 7.7.2019 und so lange kann dort auch noch dots::: gespielt werden. Wir freuen uns auf alle Interessierten. Habt viele spannende Duelle am Flipdot-Display!