30.08.2016 von Sandra Kola

"Reinventing Organizations - Gibt es noch Führung in Selbstorganisation?", so lautet die zentrale Fragestellung der Innovationswerkstatt in der DIGILAB Brennerei 4.0 in Bremen vom 11. August. Die These der Referentinnen: ja! Nur anders.

In dem Workshop erhielten die Teilnehmer einen Einblick in die Erfahrungen und Erkenntnisse, die Hie-suk Yang aktuell bei der Einführung von Selbstorganisation in ihrer Berliner Digitalagentur als interne Begleiterin macht. Unterstützt wird sie bei der Transformation von Facilitator und Coach Aje Andrea Brücken.

Für viele von uns ist es eine große Herausforderung, in chaotischen und unplanbaren Situationen innere Sicherheit und Ruhe zu bewahren. Gerade in komplexen Arbeitszusammenhängen wird deshalb auf Selbstorganisation gesetzt und oftmals das Prinzip des "Servant Leaderships" integriert. Mitarbeiter führen sich selbst und folgen freiwillig, wenn es gebraucht wird. Führung bildet sich in der Organisation zudem organisch heraus, Macht-Hierarchien gibt es nicht mehr. Die führende Rolle fragt nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter und sieht diese im Zentrum ihres Handlungsfeldes.

Unter dem Stichwort "Holakratie" entstehen in Hie-suk Yangs Unternehmen zudem ständig neue Rollen mit Entscheidungskompetenz. Situationen, die nicht eindeutig sind, lösen die verantwortlichen Mitarbeiter dieser Rollen zum Beispiel durch multiperspektivische Prozessbeteiligungsmethoden - es werden mitunter auch alle Kollegen befragt, bevor eine Entscheidung getroffen wird. "Dann ist sie aber auch für alle nachvollziehbar.", so Hie-suk Yang.

Alle Rollen vereint, dass sie für einen gemeinsam definierten Zweck arbeiten. Den "Purpose" der Agentur zu finden, war anstrengend und zum Teil auch unbefriedigend. Der Prozess legte Lücken offen, in die es nach dem "Realitätscheck" erst einmal zu investieren galt.

"Conscious Leadership" betont zudem das "wir" statt des "ichs". Google hat mit dem “Project Aristotle” seine erfolgreichsten Teams nach deren Charakteristiken untersucht. Das Ergebnis: psychologische Sicherheit ist der größte Faktor für den Erfolg eines Teams. Auch in der Berliner Agentur wird darauf Wert gelegt; so gibt es eine Person, die als "Spannungssensor" durch die Teams geht und Beobachtungen reflektiert.

Obgleich die Veränderungen in der Berliner Agentur mit viel Anstrengungen verbunden sind, sind die Referentinnen von dem bisher Erreichten beeindruckt.