15.03.2022 von Markus Unger

Wir haben dir 3 mächtige Methoden aus dem Google Design Sprint herausgesucht, die deinen Projektalltag besser machen können. Auf geht's!

First things first: Der Google Design Sprint ist eine tolle Sache. In 5 Tagen, die jeweils einen anderen Fokus setzen, kann man von der Problemfindung hin zu einem funktionierenden Prototypen kommen und das ist großartig!

Aber 5 Tage sind für viele eine ganze Menge Zeit und in der Regel befinden sich Projekte nicht in der Startup-Phase, sondern eher in einem bestehenden Projekt mit Scrum oder anderen agilen Prozessen.
Wie können wir trotzdem von den Prinzipien des Design Sprints profitieren?

Brauchen wir wirklich den gesamten Design Sprint Zyklus?

Wir nutzen dafür Methoden, die zwar innerhalb eines Design Sprints Verwendung finden, aber nicht zwingend den ganzen 5-Tage-Rhythmus benötigen. Jeder dieser Methoden kann im Alltag als mächtiges Werkzeug dienen, um ein Projekt oder sogar dein Produkt zu verbessern oder wieder auf Kurs zu bringen.


Methode 1 - Das Problem dahinter verstehen mit "5 Why"

Wir brechen Probleme in kleine Fragmente runter, so dass wir sie besser verstehen und bearbeiten können. Frei nach dem Motto "Wie isst man einen Elefanten? Stück für Stück."

Dabei kann es passieren, dass wir den Fokus der Problembehebung ein wenig aus dem Blick verlieren. Dann werden Features gebaut, die gar nicht auf unsere Problemlösung einzahlen oder wir verlieren uns in technischen Aspekten und erzeugen dadurch keinen wirklichen Wert für unsere Kunden.

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Wie können wir dem vorbeugen? Eine Möglichkeit bietet die "5 Why" Methode oder auch "5x Warum". Dabei ist es ganz einfach: Wir fragen immer wieder nach dem Grund und graben uns dabei immer tiefer. Hier ein kleines fiktives Beispiel:

Ein Feature steht zur Arbeit an: "Implementierung einer Hybrid-App mithilfe von React Native". Jetzt können wir uns an unseren Kunden wenden und spielen das Ganze mal mit der "5 Why" Methode durch:

"Warum benötigen wir eigentlich eine Hybrid-App? Der Aufwand so etwas zu bauen ist doch relativ hoch."
"Wir würden gerne die App auf beiden großen Mobile-Betriebssystemen, also Android und iOS veröffentlichen."
"Warum genau ist es nötig, beide Systeme anzusprechen?"
"Damit wir möglichst viele Kunden erreichen und keine Kundengruppe ausschließen."
"Okay und was ist der Grund, warum ihr eure Kunden auf diesem Weg erreichen wollt?"
"Wir wünschen uns, dass wir unsere Kunden schnell benachrichten können und ein Smartphone hat unsere Kundengruppe fast immer dabei."
"Warum ist es denn nötig, die Kunden schnell zu benachrichten?"
"Wir möchten gerne Blitzangebote aussteuern und unsere Kunden ebenfalls mit Push-Benachrichtigungen auf Events hinweisen."

Und jetzt haben wir das eigentliche Bedürfnis des Kunden und dabei spielt es keine Rolle, ob wir 4, 5 oder 6x weiter gegraben haben. Es sollen zeitnah Benachrichtigungen an den Kunden versendet werden und das ist auch ein guter Grund.

Ob es hierbei wirklich nötig ist, eine Hybrid-App zu entwickeln oder vielleicht doch ein Newsletter oder eine Push-Benachrichtigung via Browser ausreichen, können wir jetzt weiter besprechen. Aber was das Beispiel verdeutlichen soll ist, dass wir versuchen das Bedürfnis hinter einer Anforderung zu verstehen. Denn nur dann kann man zusammen eine gute Lösung finden und optimalen Mehrwert schaffen.

Es geht darum das echte Bedürfnis des Kunden zu finden und zu verstehen!

Wie soll mir das im Alltag helfen?

Das obige Beispiel mag für den ein oder anderen ein wenig weit hergeholt zu sein, aber probiert die Methode einfach mal im Projekt-Alltag aus. Vielleicht beim nächsten Feature oder der nächsten Anforderung? Das gilt nicht nur für Entwickelnde, sondern auch für Projektleitung, Product Owner oder Stakeholder. Erst wenn wir das Bedürfnis unseres Kunden wirklich verstehen, können wir auch eine optimale Lösung dabei anbieten!


Methode 2 - Den Nutzer im Fokus behalten mit dem Avatar

"Hallo! Ich bin Laura! Ich arbeite in einem sozialen Beruf mit einem Bruttoeinkommen von ca. 35.000€ im Jahr. Ich mag Reisen, Fotografie und andere Kulturen, außerdem ist mir Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit. Ich teile meine Erlebnisse gerne über Instagram und Pinterest."
So oder so ähnlich kann ein Avatar bzw. eine Persona aussehen. Dabei solltest du nur Eigenschaften dazu nehmen, die dir auch wirklich helfen. Ob Laura jetzt gerne Sonntags Tatort schaut, mag schön für sie sein, aber eher weniger relevant für unser Produkt oder unseren Shop.
Personas helfen dir zu prüfen, ob du etwas für deine Zielgruppe baust!

Die Idee dahinter ist, dass du diese Persona für Features oder auch deine Vision nutzen kannst.

Konkreter? Kein Problem!

Wir möchten eine Produktseite bauen. Aber wie genau soll diese aussehen? Rufen wir uns Laura noch einmal ins Gedächtnis: Ihr ist Nachhaltigkeit wichtig, also sollten wir vielleicht eher diesbezügliche Produktdetails in den Fokus rücken, wie z.B. durch einen Eyecatcher oder eine separate Info über den Hersteller. Außerdem teilt sie gern auf den Plattformen Instagram und Pinterest, also macht es vielleicht Sinn die Plattformen als Share-Optionen einzubinden.

Kurze Zwischenfrage: Was hälst du davon? Nützlich für deinen Alltag oder eher weniger? Schreib uns gerne dein Feedback an blog@neuland-bfi.de.

Die Frage "Was hält die Laura (Persona) davon?" kann man sich bei fast allen Features und Aufgaben stellen und somit hinterfragen, ob das wirklich zur Persona passt.

Ob Feature, Layout oder Produktinventar im Shop - der Blick zur Persona hilft oft!

Für größere Teams oder Plattformen kann es auch nützlich sein mehrere Personas zu haben. Gerade wenn man mehr in Data-Science und Personalisierung arbeitet. Aber machen wir es erstmal nicht komplizierter, als es nötig ist.

Übrigens, falls du dich für E-Commerce oder Data-Science interessierst: Wir suche gerade neue kluge Köpfe:


Methode 3 - Geschwindigkeit und schnelles Testen durch Rapid Prototyping

Ein Kern des Google Design Sprints ist die Limitierung auf 5 Tage. Limitierung hilft oft kreative Wege zu finden, aber es hilft auch massiv Geschwindigkeit aufzubauen. Man hat eben nur 5 Tage, danach muss(!) eine potenzielle Lösung her. Ohne Wenn und Aber.

Limitierungen sind deine Freunde! Sie helfen den Fokus zu setzen.

Das mag einigen die Schweißperlen auf die Stirn treiben, aber genau hier möchte ich an anknüpfen: Hast du dich schonmal gefragt wie oft ihr Features ausliefert? Wie schnell ihr Feedback vom Kunden bekommt und was das eigentlich an Geld kostet? Nein? Dann wird's vielleicht Zeit.

Oft brauchen wir im Alltag große Abstimmung mit dem Kunden, der Legal Abteilung, der Brand Abteilung, dem Marketing, ach und natürlich noch dem Einkauf. Warum eigentlich? Vielleicht liegt es daran, dass wir uns zu große und komplexe Dinge vornehmen. Prinzipiell ist das nichts schlechtes.

Think BIG and Kick Ass
-Ein ehemaliger US-Präsident-

Aber geht es nicht auch kleiner und vorallem schneller? Was ist das kleine Teil, das wir brauchen, um zu wissen, ob wir hier tiefer einsteigen sollen? Hier kann das Rapid Prototying helfen.

Kern der Methode ist es schnell mögliche Lösung zu finden und zu prüfen. Dabei spricht man auch oft von Fassaden, da man nicht wirlich etwas bauen muss, sondern nur so tun muss als ob.

Nur so tun als ob? Beispiel gefällig?

Dafür nehmen wir uns mal ein Beispiel von einem bekannten Webseiten-Baukasten: Die wollten gerne eine extra Option anbieten, die Mehrwert für den Kunden verspricht, aber auch extra Geld kosten sollte.

Vermeide zuviel Aufwand!

Jetzt könnte man sich damit beschäftigen, wie man die Option genau umsetzt, die Rechnung dafür ergänzt und ob das überhaupt im Großraum Europa funktioniert (verschiedene Währungen), etc.

Aber man hat sich dazu entschieden einfach einen Button mit der Option anzuzeigen und zu messen, ob jemand überhaupt drauf klickt. Haben Nutzende das getan, kam die Meldung "Danke für dein Interesse. Wir arbeiten noch an dieser Funktion, aber melden uns sobald diese verfügbar ist". Genial oder?

Dadurch konnte man schnell und einfach prüfen, ob überhaupt Bedarf besteht und kann dann auf Basis der Daten entscheiden, wie es damit weiter geht. Und das Ganze hat fast nur einen Bruchteil gekostet und dabei geholfen zu sehen, ob man überhaupt ein Bedürfnis(!) anspricht.

Wie hilft dir das im Alltag?

Frag dich doch beim nächsten Feature einmal: Was ist der kleinste minimale Aufwand, den wir betreiben müssen, um zu prüfen ob überhaupt Bedarf am Markt besteht. Hier findet ihr sicher eine leichtgewichtige Lösung und könnt schauen, was eure Zielgruppe/Persona davon hält.

Keep it simple and stupid (KISS)

Und ja, es ist am Anfang schwierig so einfach zu denken. Schließlich sind wir darauf gepolt, uns große technische Systeme auszudenken, die alle Optionen behandeln. Trotzdem: Halte den Aufwand klein, schließlich verbaust du dir damit nichts. Und wenn das Feature ein Bedürfnis trifft, kannst du immer noch groß durchstarten.


Zusammenfassung - Kann der Design Sprint im Alltag funktionieren?
Der Alltag ist oft mit Terminen und Aufgaben vollgepackt, aber genau deshalb sollte man sich ab und zu Zeit nehmen, zu reflektieren ob man auf dem richtig Weg ist - als Team, als Entwickelnde aber auch als Nutzende.

Um das zu verproben, möchten wir dir die oben genannten Methoden an die Hand geben und bitten natürlich auch um dein Feedback! Haben wir eine Methode vergessen oder kennst du andere Möglichkeiten, sich wieder auf das Wichtige und Richtige zu fokussieren? Dann melde dich gerne via blog@neuland-bfi.de oder teile diesen Beitrag mit Menschen, für die es spannend sein könnte.

Dieser Beitrag hat dich inspiriert? Du möchtest diese Methoden im Alltag nutzen oder gerne selber dabei helfen, spannende Probleme zu lösen? neuland ist ein großartiger Ort dafür und das tolle ist: Wir suchen gerade neue Köpfe!

Der Autor

Markus Unger
Product Owner | Webentwickler | Spieleentwickler. Seit 2014 bei neuland unterwegs. Mag Produkt-Denken, Agile Entwicklung und moderne Webanwendungen mit Microfrontends und Continuous Delivery.