19.09.2023 von Ralf Zarsteck

Seit 2010 begleitet neuland die Fricke Gruppe, einen der größten Teile- und Serviceanbieter in der Landtechnik, bei der Entwicklung ihrer Shopplattform. Entkopplung und ERP-agnostische Architektur sorgen für Flexibilität.

B2B: Zusammenarbeit von Profis

B2B Software muss schnell und verlässlich mit den umgebenden Systemen im Unternehmen, bei Partnern und den Kunden interagieren. Dabei wandelt sich die Soft- und Hardware in Abhängigkeit von den Anforderungen. Nach der Ablösung des vorhandenen Shops, der Skalierung und Funktionsanreicherung steht aktuell die nächste Phase der Entwicklung an. Entkopplung und ERP-agnostische Architektur sorgen für hohe Flexibilität und unterstützen das weitere Wachstum der Gruppe.

Fricke...

  • ist seit mehr als 100 Jahren erfolgreich am Markt.
  • ist ein Familienunternehmen.
  • ist inhabergeführt.
  • ist Mittelstand.
  • ist aktiv in den Bereichen Ersatzteile, Landmaschinen, Baumaschinen, Nutzfahrzeuge, Garten- und Forsttechnik und Hydraulik.
  • ist in 27 Ländern mit 84 Standorten aktiv.
  • bietet über 13 Mio. Artikel an.
  • erreichte 2022 einen Gruppenumsatz von über 1 Mrd. €.
  • betreibt eine dreistellige Zahl an Länder- und Markenonlineshops.

neuland begleitet die Entwicklung des Webshops mit einem stabilen Entwicklungsteam.

Generelle Aufgaben: Effizienz und Kundenorientierung

Die Fricke Gruppe skaliert schon immer in Breite, Tiefe und Menge des Angebots und stellt ihren Kunden alles zur Verfügung, was in den Bereichen Land- und Kommunaltechnik, Nutzfahrzeuge und Baumaschinen gebraucht wird. Effizienz im Ablauf und Orientierung auf den Kunden bestimmen die Entwicklung der Fricke Gruppe seit der Gründung im Jahr 1923.

Spätestens mit der Übernahme der Ersatzteilversorgung für die Hanomag-Kunden in aller Welt verschiebt sich 1972 der Fokus des Unternehmens vom regional agierenden Dienstleister für Landtechnik hin zum international agierenden Service- und Teileprovider für Land- und Kommunaltechnik. Der Erfolg der Fricke Gruppe begründet sich nicht zuletzt in der produktiven Spannung zwischen Lokalität und starker Kundenbindung auf der einen Seite und der Standardisierung und Effizienz auf der anderen Seite.

Performance: Entkopplung vom ERP, Shops via Konfiguration

Seit 2010 begleiten wir Fricke als E-Commerce IT-Dienstleister im B2B-Online-Handel. Die Fricke Gruppe wickelte schon vorher den größten Teil ihrer Bestellungen im Unternehmensbereich GRANIT PARTS als internationaler Ersatzteil Großhändler online ab. Das mit dem bestehenden ERP (Enterprise-Resource-Planning) eng verzahnte vorhandene System hatte sich als idealer Einstiegspunkt in die Online-Welt dargestellt. Diese enge Verzahnung koppelte Webshop und ERP allerdings so eng, dass der Performance harte Grenzen gesetzt waren. Das Wachstum der Bestellungen in den Nullerjahren war 2010 vom Webshop nicht mehr zu bewältigen.

Wir implementierten ein Hybris-System, das vom ERP weitestgehend entkoppelt die hohe Last elastisch bewältigte.

Unsere Teams entwickelten damit einen neuen GRANIT-Webshop, der bis heute die reibungslose Kommunikation mit dem ERP ermöglicht und die besonderen Anforderungen des Landtechnikgeschäfts sowie die Multi-Länder-Präsenz berücksichtigt.

In der ersten Phase erstellten wir eine benutzerfreundliche Storefront für Produktsuche und Bestellung. Besondere Aufmerksamkeit galt der Produktverfügbarkeit, da B2B-Kunden diese Informationen benötigen, um ihren Betriebsablauf zu planen.

Die Plattform ermöglicht es B2B-Kunden, Bestellungen nahtlos in ihre Arbeitsprozesse einzubinden. Für jeden Kunden existieren im Webshop n-Warenkörbe, die dazu langlebig sind und nach und nach gefüllt werden können. Die Bewältigung von in unterschiedlichen Rhythmen wiederkehrenden Bestellpeaks stellt eine Herausforderung dar, die das Webshopteam in enger Abstimmung mit dem ERP bewältigt. Kunden, die bis 18:00 Uhr bestellen, erhalten ihre Lieferung über Nacht bis spätestens zum nächsten Morgen.

Die internationale Einführung und Erweiterung auf weitere Firmenmandanten waren entscheidende Meilensteine. Für verschiedene Länder stehen Storefronts im einheitlichen GRANIT Look&Feel zur Verfügung, ermöglicht durch die flexible Konfiguration der Plattform. Die Umsetzung neuer Ländermandanten erfordert nur wenige Handgriffe und innerhalb kurzer Zeit sind voll funktionsfähige Ländershops online.

Unsere Arbeit bei Fricke ermöglicht eine reibungslose B2B-Erfahrung für Kunden und erleichtert die Verwaltung verschiedener Shops und Ländermandanten.

Skalierung: Partnershop, Web-App, Nutzerverwaltung

In der zweiten Phase stehen Funktionserweiterungen und die Anreicherung mit Features im Vordergrund - die technischen Potenziale der Plattform werden optimiert, um die rasante Geschäftsentwicklung der Fricke Gruppe zu unterstützen.

Das exemplarische Kernfeature für diese Phase ist die Einführung des Partnershops. Gerade der Großhandel mit Landtechnik braucht Präsenz in der Fläche. Die Träger der Kundenbeziehung sind die Händler vor Ort. Damit auch diese Akteure 24/7 erreichbar sind, kann jeder Geschäftskunde dank hoher Automatisierung durch neuland sehr einfach einen eigenen Partnershop für das Onlinegeschäft aufbauen und in das Geschäft mit den Endanwendenden einsteigen. Dabei bleiben die Daten des Fricke ERP führend, auch die dort hinterlegten Verträge werden berücksichtigt.

Der Großhandel lebt von vielen verschiedenen Vertriebswegen und selektiver Integration. Mit Hilfe des Shopsystems werden auch verschiedene Shops von Kooperationspartnern bedient, so dass z. B. Geschäftskunden des Claas Farm Parts Shops direkten Zugriff auf das entsprechende GRANIT-Angebot haben.

Verbesserungen im Registrierungs- und Anmeldeprozess wurden umgesetzt, darunter SSO für die Zusammenarbeit mit Herstellercommunities, adhoc Registrierung und bessere Kommunikation für B2B-Kunden. Die Fricke Gruppe erweitert ihr Produktportfolio kontinuierlich auf aktuell über 13 Mio. Artikel, einschließlich neuer Marken, Eigenprodukte und Eigenmarken, um alle Bedürfnisse der B2B-Kunden abzudecken.

Exemplarisch lässt sich die Funktionsanreicherung der Phase 2 auch am Eingabefeld für Artikelnummern im Warenkorb illustrieren. Die B2B Kunden bei Fricke starten ihre Customer Journey vielfach direkt im Warenkorb. Die dort vorhandenen Eingabefelder triggern - je nach eingegebener Nummer die gefundenen Artikel und den jeweiligen Status des Kunden - unterschiedlichste Geschäftsprozesse zu Preisen, Lieferbedingungen und Kundendaten. Der für den Kunden "einfache und schnelle Warenkorb" ist im Hintergrund durchaus komplex und funktionsreich. Hier Performance zu garantieren, entscheidet über den Erfolg der Lösung.

Zentrale Merkmale im B2B-Geschäft sind die parallel existierenden und integrierten Vertriebskanäle. Der eigene Produktkatalog und Shops, die Übernahme fremder Sortimente ("PunchIn") oder Integration von Spezialsuchen verschiedener Hersteller und der Export in andere Plattformen ("PunchOut"), sich wiederholende Bestellungen - B2B ist mehr als eine Artikelliste und eine Bestellstrecke.

Gleichzeitig wurde der Webshop weiter ausgerollt. Mit derselben Software werden heute nicht nur weitere Ländermandanten sondern auch neue Unternehmen der Gruppe mit eigenen Shopfrontends und Artikelstämmen online gestellt. Neben GRANIT sind das aktuell FORAS (ehemals Gartenland) und Hofmeister & Meincke. Die besondere Herausforderung bei dem Nutzfahrzeug-Ersatzteilhändler Hofmeister & Meincke besteht in der Anbindung eines eigenen ERPs mit komplett abweichender Interaktionslogik aus einem Hybris-System heraus. Die hier gesammelten Erfahrungen sind mitbestimmend für die aktuell umgesetzten Lösungsansätze mit entkoppelten Systemen.

Fricke bietet umfassende Unterstützung für den Handel vom Hersteller bis zum Verbraucher: “M(anufacturer)-2-B(usiness)-2-B(usiness)-2-B(usiness)-2-C(onsumer)”

Kernmerkmale des Shops und der umgebenden Systeme haben bis heute Bestand:

  • Schon der erste Shop trennte Backend-Warenkorb und Backend-Suche vom Frontend. Es wurde HTTP-Standard-Caching möglich - bis heute die Grundlage für hohe Performance und die Vertikalenschnitte.
  • Mit der Nutzung von Webviews für die mobilen Apps wird jedes Feature sogleich allen Plattformen zur Verfügung gestellt, sobald es im Webshop ausgerollt ist. Nur echte native Features (Barcode-Scanner) sind nativ implementiert.
  • B2B und Großhandel sind komplex. Mehrere Bestellungen müssen gleichzeitig bearbeitet werden können. Es werden mehrere Warenkörbe benötigt, die unter einem Kunden liegen und untereinander Bezüge aufweisen. Dieses Feature wurde als Eigenentwicklung realisiert.
  • Relaunch auf ein modernes und voll responsives Layout, das beispielgebend für die Branche ist und auch heute noch modern anmutet.

Die IT-Architektur des Webshops entwickelte sich in den Jahren seit dem initialen Aufbau. Das quantitative Wachstum des Großhandelsgeschäftes der Fricke Gruppe bei gleicher oder höherer Qualität, Geschwindigkeit und Stabilität zu garantieren, bestimmte die Entwicklung in dieser Phase.

Flexibilität: Vertikalen, Entkopplung

Der initiale Aufbau des Shopsystems in 2010 sicherte die Investition ins hauseigene ERP. Die evolutionäre Weiterentwicklung der Shopsoftware ermöglichte die Ausdehnung des E-Business der Fricke Gruppe.

Monolithen bewältigen Wachstum anfänglich gut, doch bei vielen Features und differenzierter Funktionalität stoßen sie an Entwicklungs- und Unabhängigkeitsgrenzen. Wir haben einen Lösungsansatz mit drei unabhängigen Teams für nahtloses, schnelles und unabhängiges Wachstum gewählt.

  • Das Team "Entdecken" verantwortet die Produktpräsentation und die Suche.

  • Das Team "Kaufen" verantwortet die Transaktionsstrecke im engeren Sinn, d. h. Warenkorb, Checkout und Payment, die Kundenverwaltung und den Login. Es koordiniert die gemeinsame Verwendung der Frontend-Elemente und die Entwicklung der dafür notwendigen Tools.

  • Das Team "After Sales" organisiert die Kommunikation rund um das Fulfillment, insbesondere Retouren, Gewährleistung, Bestellstatus und Kaufhistorie.

Die technische Entkopplung war und ist im monolithischen System noch nicht vollständig abgeschlossen.

Aktuell wird im Unternehmen ein neues ERP-System aufgebaut, um den Anforderungen eines Geschäfts mit weiteren Marken, vielen Lagern und weitergehender Internationalisierung zu entsprechen. Dabei müssen von der Shop Plattform bekannte und neue Anforderungen bedient und - gravierend - ein mehrjähriger Migrationspfad der verschiedenen Mandanten unterstützt werden.

Vereinfacht gesagt, muss das Shopsystem mit dem alten und dem neuen ERP kommunizieren und zusätzlich zahlreiche neue Features in der eigenen E-Commerce Domäne abbilden können. Anstatt Handoffs und Abstimmungen (wie im Implementierungsprozess des neuen ERPs unvermeidbar), sollen in Zukunft wieder Kundenorientierung und Effizienz bei der Entwicklung der Shop-Plattform an erster Stelle stehen.

Dabei sollen Doppelentwicklungen vermieden werden. Dies wäre der Fall, wenn es einen alten Shop gäbe, der mit dem bestehenden ERP kommuniziert, und einen neuen Shop, der mit dem neuen SAP kommuniziert.

Die Lösung ist eine technische und fachliche Entkopplung, der fachlichen Vertikalen untereinander und vom ERP insgesamt (siehe dazu https://www.neuland-bfi.de/vertikalisierung).

In der Kaufen-Vertikale übernimmt ein mit den bewährten Technologien Java und Spring Boot neu aufgebauter Kaufen-Service die gesamte fachliche Fricke B2B E-Commerce Logik.

Ausblick

Im Grunde stehen wir heute in einer ähnlichen Situation wie nach dem initialen Shopumbau am Beginn unserer Zusammenarbeit. Mit dem initialen Aufbau des neuen ERP und der selektiven Entkopplung der E-Commerce-Domäne via REST Schnittstelle werden jetzt in beiden Domänen Effizienzgewinne möglich.

Eine evolutionäre Entwicklungsphase der neuen technischen Basis wird sich anschließen. Das B2B Angebot der Fricke Gruppe wird sich weiter verbessern.

Aber auch neue Sprünge im Geschäftsprozess werden möglich und nicht an technischen Restriktionen scheitern.

Zusammen mit den Teams der anderen Vertikalen arbeiten wir mit den Fachkolleg*innen an den nächsten Entwicklungsstufen. Technisch entkoppelt und fokussiert auf die eigene Domäne, aber immer stolz darauf - zumindest im Geiste - die Werte der Fricke Gruppe zu teilen: kundenorientiert, effizient und mit Bodenhaftung zu arbeiten.

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Was ich an dem neuland Team besonders schätze, ist die außergewöhnliche Kompetenz bei großen E-Commerce-Systemen und die klare, ehrliche Kommunikation. Das neuland Team übernimmt Verantwortung, bringt sich technisch und methodisch ein - und ist damit für uns ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Hauke Wessels, Head of E-Commerce Solutions

Was können wir für Sie tun?

  • Anpassung und Migration von hybris Installationen im B2B Bereich
  • Entwicklung passgenauer B2B Funktionalitäten für Ihr Unternehmen und Ihre Geschäftskunden
  • Abbildung differenzierter Vertriebswege-on-demand
  • Entwicklung von E-Commerce Funktionen und Systemen für B2C, M2B und B2B
  • Übernahme kundenindividueller Preise und Konditionen aus dem / den ERPs, mehrdimensionale Produktkataloge, Multi-Channel-Vertrieb, sichere Auftrags- und Lieferprozesse, Genehmigungsworkflows, Kundenkonten und Benutzerrollen
  • ERP-agnostische Integration der Shop Plattformen
  • Nahtloser Übergang von digitaler Shop Einkaufserfahrung zur Verkäuferberatung
  • Automatisierung für individualiserte Partnershopssysteme (white label)

Der Autor

Ralf Zarsteck
macht Projekte seit 1992, eCommerce seit 2000, 2006 neuland Mitgründer. Daselbst inzwischen Alt-Bauer.
Betrachtet agiles Arbeiten als neuland Markenkern.
Ansonsten privat PV-begeistert, fährt Fahrrad ohne Strom och älskar trädgard och friluftsliv.