Unsere Kolleginnen Lena Zamzow und Maike Conrads waren mit ihrem Workshop "What a feeling - Gefühle im Job" das erste Mal außerhalb neulands unterwegs. Dabei geht es ihnen um das Aufklären und Üben, warum es gerade auch im Arbeitskontext wichtig ist, über Gefühle zu sprechen und welche positiven Effekte damit einhergehen können.
Wir haben uns mit ihnen getroffen, um über den Workshop, das Thema sowie die Zukunft dessen zu sprechen.

Lena Zamzow arbeitet seit 2016 bei neuland. Zunächst startete sie als Softwareentwicklerin und ist nun seit März 2020 als Projektleiterin und agile Coach dabei. Sie ist u.a. in unserer Frauen in der Informatik-Gilde aktiv, findet freie Software wichtig und ist vom Agilen Arbeiten begeistert.
Maike Conrads arbeitet seit 2014 in verschiedenen Rollen bei neuland. Themen, wie Selbstorganisation, Moderation, Agiles Arbeiten und Visualisierung bewegen Maike dabei am meisten. Seit Juni 2022 ist sie außerdem Geschäftsführerin.

Wie alles begann

Bevor wir uns dem Workshop sowie der Konferenz widmen, lohnt es sich einen Blick auf den Anfang zu richten, eben wie alles begann. So ganz genau konnten Lena und Maike den Augenblick der Ideenfindung nicht benennen, jedoch waren einige Schlüsselmomente aus dem vergangenen Jahr entscheidend, die sie dazu verleitet haben, den Workshop schließlich zu konzipieren: Von Momenten der Reflexion aus dem eigenen Alltag, über Meetings, in denen man nach dem Check-In schon hätte Schluss machen können, bis hin zu Erkenntnissen aus der Praxisliteratur und, dass es weniger darum geht, sich besser zu fühlen, sondern vielmehr die eigenen Gefühle besser spüren und einordnen zu können.

"Über die Gefühle zu sprechen, macht eben einen ganz neuen Raum auf und auf einmal gibt es da diese Verbundenheit und es wird viel offener gesprochen." - Lena Zamzow

Neben den Erfahrungen und der Bedeutsamkeit des Themas, spricht auch die universelle Einsetzbarkeit der gesamten Thematik und insbesondere der Workshop-Idee für sich. Der Austausch über Emotionen ist dabei in der Anwendung ganz frei und ungebunden. Außerdem berichten Lena und Maike darüber, wie viel Potenzial darin steckt und, dass auch schon mit kleinen Schritten, große Erfolge erzielt werden können. Spannungen im Team können so bearbeitet werden oder lösen sich im besten Falle sogar auf.

Das erste Mal auf unbekanntem Terrain

Im Mai haben Lena und Maike ihren Workshop das erste Mal außerhalb des vertrauten neuland-Umfelds angeboten. Zuvor haben sie bereits auf unserem Fachtag üben können. "Das ist ja immer noch so ein bisschen ein anderer geschützter Raum. Auf der inside agile-Konferenz war jetzt das erste Mal, dass wir auf unbekanntem Terrain waren", so Maike.

Die beiden geben zu, dass es "auf jeden Fall eine kleine Herausforderung war, da sich zwischendurch die Rahmenbedingungen geändert haben". Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das geplante Präsenzformat kurzerhand doch in ein Remoteformat gedreht: "Wir haben uns eigentlich gefreut, dass wir vor Ort auf der Konferenz sein können, da uns ja der interaktive Part und der direkte Austausch mit Teilnehmenden so wichtig ist". Aufgrund der daraus resultierenden geringeren technischen Möglichkeiten, war der Input zwar derselbe, dennoch musste beim interaktiven Part ein bisschen eingespart werden. "Es hatte nicht ganz den Charakter, den wir uns eigentlich gewünscht hatten für das Thema", geben beide zu.

Noch immer spielt die Corona-Pandemie eine große Rolle und schränkt uns in einigen Dingen mehr oder weniger ein. Trotz der technischen Restriktionen und dem etwas anderen Workshop-Charakter, haben Lena und Maike wertvolles Feedback bekommen:

"Gerade im Bereich der Softwareentwicklung ist es immer noch ein Schattenthema und wird daher oft nicht thematisiert. Über Gefühle zu sprechen und welche positiven Auswirkungen das eigentlich für eine Teamentwicklung haben kann, sollte transparent und erfahrbar gemacht werden. Daher ist es umso wichtiger, dass Workshops in dieser Form und mit diesem Thema angeboten werden."

Ein Workshop aus der Praxis für die Praxis

Der Workshop besteht aus einem theoretischen Input und einem Praxisteil. Der theoretische Teil führt in das Thema ein und soll helfen, um erste Fragen zu beantworten. ​​"Was bringt es überhaupt, über Gefühle zu reden? Welchen Nutzen haben alle Beteiligten davon? Also, dass Gefühle, eine Gefühlsäußerung, eine Entlastung sein kann zum Beispiel", so Lena. Dazu geben sie Beispiele und führen - je nach technischen Möglichkeiten - interaktive Übungen durch, z.B. mit dem moodMeter: "Das Moodmeter gibt sozusagen einen Überblick über Gefühle, positive und negative, die zu einer bestimmten Situation vorhanden sein können. Hier geht es dann darum, dass die Teilnehmenden ihre Gefühle, bspw. wenn sie an ihr aktuelles Projekt denken, reflektieren und ggf. im Nachgang mit dem Team darüber sprechen können", so Lena. Für die beiden ist es wichtig, dass es einen guten Praxisbezug gibt: "Also wir kommen quasi aus der Praxis und machen das für die Praxis, das ist kein rein theoretischer Workshop", sagt Maike.

Außerdem gehen sie thematisch auf psychologische Sicherheit ein und klären gemeinsam mit den Teilnehmenden, was damit gemeint ist: "Das ist ja nicht einfach nur Vertrauen oder sich wohlfühlen, was man vielleicht erstmal denkt", erklärt Lena. "Es geht auch gerade darum, Fehler zu entdecken und hohe Ansprüche zu erfüllen." Dadurch kann es u.a leichter fallen, über Fehler sprechen zu können und auch mal Schwäche zu zeigen. Am Ende des Workshops sollen die Teilnehmenden im besten Falle kleine Werkzeuge und Hintergrundwissen in der Hand haben, um überhaupt in die Lage zu kommen, gemeinsam mit dem Team darüber zu sprechen. "Ich glaube, dass man auch eine ganz gute Einschätzung danach hat, wie eigentlich das eigene Umfeld schon mit dem Thema umgeht", so Maike.

Das Thema aus der dunklen Ecke ziehen

Lena und Maike geht es vor allem darum, dass das Thema nicht mehr tabuisiert und totgeschwiegen wird: "Es hat einfach so viel Potenzial für viele Teams, für Zusammenarbeit". Viele der Teilnehmenden - auch aus unseren internen neuland-Kreisen - berichten von Dankbarkeit, dass durch ihren angebotenen Workshop quasi eine Einladung zum Gespräch gegeben wird und, dass man im Nachgang mit seinem Team oder Kolleg*innen darüber sprechen kann. "Das ist so ein bisschen wie ein Ventil, was da auf geht. Manchmal muss man einfach was rauslassen, um wieder fokussiert und motiviert zu sein", erzählt Maike.

Auch auf die Produktivität kann sich der Austausch über Gefühle zwischen den Mitarbeitenden positiv auswirken. "Unsere Gefühle sind halt unser Motor für ganz viele Sachen. Auch in die negative Richtung können sie uns massiv aufhalten und blockieren", erklärt Lena. Es kann enorm erleichternd sein, sich über Gefühle - ob positiv oder negativ - auszutauschen. Dadurch kann man einen Zugang zueinander finden, Empathie entwickeln oder stärken. "Vielleicht ist das Thema auch gerade wegen Corona von uns so fokussiert worden, weil die Zeit halt sehr belastend und intensiv für uns alle war und ist und wir einen Hebel gesucht haben", so Maike. Das Ziel ist es zu zeigen, welche Möglichkeiten und positiven Effekte dahinter stecken und hervortreten können.

"Wir haben uns das Thema und die Inhalte nicht aus der Nase gezogen, es gibt dafür viele wissenschaftliche Begründungen." - Maike Conrads

Die Vorbereitungen zum Workshop beschreiben Lena und Maike als "Gemengelage": "Als wir den Workshop das erste Mal für den Fachtag 2021 vorbereitet haben weiß ich noch, dass wir überrascht waren, wie schnell wir eine Struktur aufgebaut hatten", erzählt Maike. Für die Inhalte und zu vermittelnden Möglichkeiten haben sie sich gut vorbereitet. Dazu haben sie u.a. einige Bücher von Leon Windscheid, Amy Edmondson und Christopher Avery gelesen. Außerdem besuchen die beiden Workshops und Vorträge zum Thema, um sich zu informieren, weiterzubilden und sich inspirieren zu lassen. "Wir haben festgestellt, dass das zum Großteil eigentlich Sachen sind, die uns schon bekannt sind und die wir jetzt nur noch mal unter diesem Block so zusammenfassen. Und nach dem Fachtag-Probelauf haben wir dann gemerkt, dass es echt so ein Thema, was uns anwächst", so Maike.

Mit kleinen Tricks zu großen Erfolgen

Obwohl oder vielleicht gerade weil das Thema "Gefühle" so komplex ist, bieten sich unheimlich viele Ideen und Übungen an, um damit praktisch zu arbeiten. Vom einfachen Austausch, über kleine tägliche Rituale bis hin zu festen Praxiseinheiten im Team, ist alles möglich. Lena berichtet dabei von der Erfolgsrunde, die bereits in den ein oder anderen Arbeitskreisen bei neuland Einzug gefunden hat: Dabei geht es um die Reflexion der eigenen kleinen Erfolge im Alltag - ob bereits am Morgen im Daily, in der Mittagspause oder in der Freizeit nach Feierabend. Das Thema ganzheitlich zu betrachten und die Übung der Erfolgsrunde auch mit ins Privatleben zu integrieren, kann ebenfalls hilfreich sein. Es muss nicht immer im Austausch oder einer Gruppe stattfinden - manchmal reichen auch einfach zehn Minuten, in denen bewusst darüber nachgedacht werden kann oder die kleinen Erfolge in einem Tagebuch festgehalten werden können, "um sich selbst mehr Wertschätzung und Anerkennung zu schenken", so Lena. Auch Maike erzählt davon, wie die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen insgesamt zu mehr Ausgeglichenheit führen kann: "Und man kann auch mal darüber reden, wenn nichts ist. Es kann nämlich total schön sein, darüber zu sprechen, warum es einem gut geht."

Das Thema "Gefühle" und die Frage, wie wir sie kommunizieren bietet unheimlich viel Potenzial. Im Interview wurde nochmal deutlich, wie wichtig die aktive Auseinandersetzung damit ist und wie wenig Aufmerksamkeit es dafür in der Arbeitswelt und insbesondere in der IT-Branche gibt. Dabei sind Emotionen in so vielen Aspekten des Lebens von Bedeutung und können uns helfen, um uns selbst und unser Gegenüber besser zu verstehen. Nicht erst bei der Entstehung von Problemen oder Konflikten ist es angebracht über die Gefühlsebene zu sprechen. Bereits einen Schritt vorher lohnt es sich, diese Ebene zu betreten, um manchmal auch unsichtbare Spannungen erforschen und benennen zu können. Somit können wir unseren Alltag auf eine Art und Weise erleichtern und womöglich auch angenehmer und produktiver gestalten. Wir sind gespannt, wie Lena und Maike mit dem Thema "Gefühle im Job" weitermachen und auf welchen Konferenzen wir die beiden in Zukunft noch erleben dürfen. Die nächste Gelegenheit dazu ist bei den XP Days im Oktober in Stuttgart. Wir freuen uns für die beiden!

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