10.05.2022 von Anita Schüttler

In dieser Blogartikel-Serie schreibe ich über Kreislaufwirtschaft: Was versteht man darunter? Welche Prinzipien sind zentral? Wie wird daraus Nutzen erzeugt, und für wen? Warum sollte man das wollen, und wie kann man es erreichen?

Teil 1: Was versteht man unter Kreislaufwirtschaft?

Unser heutiges Wirtschaftsmodell sieht überwiegend so aus: aus Rohstoffen, die dem Planeten entnommen wurden, werden Produkte hergestellt, die an Kund*innen verkauft werden. Nach deren Nutzung werden sie entsorgt, was in den meisten Fällen heißt: sie werden verbrannt oder landen auf einer Deponie. Man nennt dieses Modell linear. Es hat nicht nur zur Folge, dass dem Planeten deutlich mehr Rohstoffe entzogen werden, als er regenerieren kann, sondern es bedeutet auch, dass Unternehmen, die nach diesem Modell funktionieren, eine Menge Wert durch die Lappen geht. Aber dazu später mehr.

Die Alternative: Circular Economy

Bereits 1990 wurde vom britischen Wirtschaftswissenschaftler David W. Pearce das moderne Konzept der Circular Economy, zu deutsch: Kreislaufwirtschaft, eingeführt; die Idee ist sogar noch einiges älter.

Die 3 Prinzipien, auf die sich das Konzept stützt, sind:

  1. "Müll" und Umweltverschmutzung eliminieren
  2. Produkte und Materialien - in ihrer wertvollsten Form! - in Umlauf halten
  3. Umwelt und natürliche Ressourcen regenerieren

Erneuerbare Energien und Materialien spielen dabei eine Schlüsselrolle.

Erreicht werden kann das nur, wenn diese Prinzipien
schon beim Design eines Produkts von Anfang an mitgedacht und
dessen gesamter Lebenszyklus in Betracht gezogen wird.

Schauen wir uns deshalb den Lebenszyklus von Produkten in einer Kreislaufwirtschaft an:

Schmetterlings-Diagram der Systeme einer Kreislaufwirtschaft

Wie aus dem Diagramm ersichtlich, unterscheidet man, abhängig vom Materialtyp, zwei Zyklen:
den biologischen (linke Seite) und den technischen (rechte Seite).

Biologische bzw. biologisch abbaubare Materialien sind alles, was durch Prozesse wie Kompostierung oder anaerobe Gärung von der Erde wieder aufgenommen und so in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden kann. Diese Materialien bereichern am Ende eines Zyklus den Boden, aus dem wieder neue Rohstoffe heranwachsen können.

Bei technischen Materialien ist dies nicht der Fall - sie zerfallen nicht bzw. können, wenn überhaupt, nur sehr, sehr langsam abgebaut werden. Da es sich dabei aber um endliche, teils sogar seltene Rohstoffe handelt, soll ihr Wert so lange wie möglich erhalten werden, indem man Produkte aus solchen Materialien wiederverwendet, repariert, wiederaufbereitet oder (als letzte Option!) die Bestandteile recyclet.

Damit das Trennen in diese beiden Zyklen möglich - und möglichst einfach - ist, ist es essentiell, eine Vermischung der beiden Materialtypen zu vermeiden (genau das passiert heute noch sehr oft, Stichwort: "65% Polyester / 35% Baumwolle", um nur ein Beispiel zu nennen).

Soweit zum ersten Teil. Im nächsten Teil der Reihe wird es u.A. darum gehen, warum man - außer, um das Klima zu retten 😉 - überhaupt von einem linearen zu einem zirkulären Modell wechseln wollen würde.

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Die Autorin

Anita Schüttler
ist seit 2010 bei neuland, Software-Entwicklerin mit Expertise in Green IT, Nachhaltigkeit und Circular Economy, und Gründerin von neulands Nachhaltigkeits-Team.